Fragen an den Aufsichtsratskandidaten
Thomas Semmelmann
Vorstellung von Thomas Semmelmann als Aufsichtsratskandidat für die Wahl bei der Mitgliederversammlung des SSV Jahn Regensburg im Jahr 2024.
1. Damit die Jahnfans sich bereits vor der Mitgliederversammlung ein Bild der Kandidaten für den Posten des Aufsichtsrats machen können, bitten wir Sie, sich kurz vorzustellen.
Persönliche Daten:
- Thomas Semmelmann
- geboren am 25.02.1963 in Stuttgart
- verheiratet in 2. Ehe, 5 erwachsene Kinder, davon 3 leibliche Töchter
- seit 2005 wohnhaft in 93149 Nittenau, Kastanienweg 5
Profil:
- Hohe Sozial- und Führungskompetenz in der zwischenmenschlichen Interaktion
- 40 Jahre Führungserfahrung im Mittelstand und internationale Managementerfahrung
- 20 Jahre Verantwortung für die Erfolgsbilanz von Unternehmen im Mittelstand und Konzern
1963 geboren und aufgewachsen in Stgt.-Bad Cannstatt, dort Abitur absolviert
1982/94 Zeitsoldat/Offz bei Bundeswehr, in 1991 Hptm, Umzug nach Neunburg v.W.
1983/86 UniBW München: Elektrotechnik/Energietechnik, Abschluss Dipl.-Ing. (univ.)
94/2010 AEG, später Schneider Electric Sachsenwerk in Regensburg
Projektleiter, seit 06/2004 Bereichsleiter Service, ca. 100 Mitarbeiter:innen
2010-13 Schneider Electric Schweiz, Fertigungsleiter und Bereichsleiter Vertrieb
2013-16 FEAG GmbH, Geschäftsleiter Vertrieb und Fertigung, bis zu 200 Mitarbeiter:innen
2016-23 Kieback&Peter in Berlin, Geschäftsleiter
Reschreiter Energietechnik in Salzburg, Geschäftsführer, ca. 70 Mitarbeiter:innen
seit 06/23 in passiver Phase der Altersteilzeit
Bezug zum Fußball
1970-77 VfB Stuttgart E- bis C-Jugend, meist 2. Mannschaft
1977-88 SpVgg Cannstatt, Jugendspieler/Spieler der 1. Mannschaft
Jugendtrainer (mit 15 Jahren), Jugendleiter (mit 19 Jahren)
Schiedsrichter (mit 16 Jahren) bis Landesliga, SR-Auswahlspieler für Stuttgart
Ambitioniert, bodenständig und glaubwürdig – die Werte des Jahn sind die Tugenden, die auch meinen Werdegang prägen.
2. Wie lange sind Sie bereits Vereinsmitglied und was hat Sie dazu bewogen, Mitglied des Vereins zu werden bzw. was treibt Sie an, sich als Kandidat für die Wahl zum Aufsichtsrat zu kandidieren?
Seit ca. 2010 verfolge ich den Verein über die Medien und teilweise im Stadion. Die Nähe der Spieler und Verantwortlichen zu den Fans hat mich beeindruckt. Ebenso die klare (Spiel-) Philosophie und Werte des Vereins.
Ich bin am 25.02.2014 (an meinem 51. Geburtstag) dem SSV Jahn Regensburg e.V. beigetreten. Meine aktuelle Mitgliedsposition ist 739. Seit dem 1. Tag des Jahnstadions ist mein Platz nahe der Hans-Jakob-Tribüne im Block W2.
3 Gründe warum ich den Aufsichtsrat beim „Jahn“ sehr sinnvoll ergänze…
- Im derzeitigen Aufsichtsrat ist sportliche und juristische Kompetenz ausgeprägt. Fachlich werde ich mit meiner unternehmerischen Tätigkeit aus über 40 Jahren Management die organisatorische und betriebswirtschaftliche Kompetenz des Gremiums bereichern. Auf sozialer Ebene bringe ich meine interkulturelle Erfahrung aus Deutschland, der Schweiz und Österreich ein.
- Der Nachwuchs eines Vereins ist genauso wichtig wie der heutige Profikader. Ich werde mich gerne als Fürsprecher der Bedürfnisse unserer Jugend einbringen. (s. Jugendleiter)
Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich mehrfach Bauprojekte initiiert und erfolgreich fertiggestellt. Diese Erfahrung wird beim Umsetzen unseres NLZ hilfreich sein. - Nahe bei unseren Mitgliedern und Fans sein und stets ein offenes Ohr auf gleicher Ebene haben, ist mir ein besonderes Anliegen.
3. Der Aufstieg in die zweite Liga hatte im Jahr 2017 einen langwierigen, aber am Ende erfolgreichen Kampf gegen den Einstieg eines Investors mit sich gebracht. Nun hält der SSV Jahn Regensburg e.V. 90,5 % der Anteile an der GmbH & Co. KGaA. Wie würden Sie zu einem Einstieg eines Investors und einem damit verbundenen Anteilsverkauf stehen?
Es ist wirtschaftlich enorm wichtig, dass der Jahn (GmbH & Co. KGaA) dem Jahn (eV) „gehört“. Auch die Identifikation der Mitglieder und Fans mit „ihrem Jahn“ profitiert davon.
In der Satzung des e.V. §3 ist eine Mindestbeteiligung entsprechend der 50+1 Regel an der GmbH & Co. KGaA festgeschrieben.
Aus meiner Sicht sollte der Anteil so hoch wie möglich sein und bleiben. Die Anteile >50+1 Regel sind eine „stille Reserve“ des e.V.
Ein Veräußern von Anteilen (oder auch eine eventuelle Kapitalerhöhung) kann aus strategischen Gründen (Beispiel: Wachstum/z.B. Infrastruktur, Abwenden von finanziellen Schieflagen) notwendig werden. Sie sind jedoch das „letzte Mittel“.
Aus kurzfristigen und nicht nachhaltigen Gründen heraus würde ich einer Anteilsveräußerung nicht zustimmen.
4. In dieser Saison erhalten regelmäßig Spieler der Jahnschmiede Chancen, sich im Profi-Kader zu beweisen, zudem steht dem Neubau des neuen Nachwuchsleistungszentrums nichts mehr im Weg. Ist diese zugegebenermaßen sehr kostspielige Investition in Ihren Augen angebracht, oder wäre beispielsweise die Erhöhung des Budgets für den Profi-Kader nicht sinnvoller?
Auch hier denkt unser Verein und seine aktuelle Vereinsführung in langfristigem Zeitrahmen – ich darf hier auf meinen 2. Punkt meiner Beweggründe (Jugendarbeit = wichtig) verweisen.
Unser NLZ ist für das Binden und Halten von Talenten für ganz Ostbayern wichtig. Mit der sportlichen und schulischen Förderung dieser Talente stärken wir mittel- und langfristig die Qualität unseres Jahn-Profikaders.
Positivbeispiele wie Jannik Graf, Christian Schmidt, Kelvin Onuigwe, Leopold Wurm, Max Meyer und Jonas Bauer wurden alle in den vergangenen Jahren in der Jahnschmiede ausgebildet und sind bzw. waren Teil des Profikaders. Dies wiederum führt zur stärkeren Identifikation bei den Jugendspielern und den Fans.
Ohne professionelle Betreuung wandern unsere Talente nach Oberbayern und Franken ab.
Natürlich gibt es Stimmen, die „mehr Qualität“ im Kader sehen wollen – Motto: Geld schießt Tore. Auch könnte der SSV Jahn finanzielle Mittel im niedrig einstelligen Millionenbereich zu Lasten des NLZ frei machen. Doch ist dies keine Garantie und unsere Reserven wären kurzfristig weg. Negativbeispiele in den beiden Profiligen 1. und 2. BuLi gibt es genug
5. Wie auch schon vor knapp zwei Jahren wurde der Verein nun den vergangenen Wochen von Medien und Fans teilweise sehr kritisch beäugt, da man in sportlich schwierigen Zeiten auf Kontinuität statt auf einen Wechsel in der sportlichen Führung gesetzt hat. Wie stehen Sie zu diesem Thema, wann wird ein personeller Wechsel unumgänglich?
Die Werte „ambitioniert“, „bodenständig“ und „glaubwürdig“ sind und sollen auch zukünftig den Rahmen für unser Denken und Handeln bestimmen. Auch in schwierigen Zeiten sollen und müssen unsere Werte eine Richtschnur für unsere Entscheide sein. Sonst wären sie Hülle ohne Inhalt!
Der Jahn hebt sich positiv aus der Masse der Proficlubs hervor, indem er Menschen und Ziele (sportlich wie finanziell) zusammenführt. Es bedarf der Geduld von Funktionären, wirtschaftlichen Interessengruppen und Mitglieder/Fans, das Setzen auf Kontinuität auszuhalten. Die Methode „hire und fire“ ist kein Garant für Erfolg und zudem kostspielig (nicht wenige Vereine zahlen mehr als 2 Cheftrainer/Jahr). Oftmals verpufft der erhoffte „Trainereffekt“ nach kurzer Zeit.
Rote Linien kann und soll es geben. Wesentlich dafür ist der Zusammenhalt zwischen Funktionären, Trainer und Team, die psychologische Verfassung des Profikaders und – das Allerwichtigste – das Wohl des Vereins!
Wird der Verein beschädigt durch Zögern, so ist es ein MUSS zu handeln. Ich als Fan bin nicht frei von Emotionen - gerade auch vor Ort in Nürnberg empfand ich Wut und Trauer gleichzeitig. Doch die Funktionäre müssen nach solchen Situationen bewusste – emotions-freie – Entscheidungen treffen.
Die Trennung von den Herren Selimbegovic und Enochs ist – bei aller verständlicher Kritik über den Zeitpunkt – zwischenmenschlich und korrekt vollzogen worden. Die Antwort auf die Frage nach den gewünschten Effekten ist noch offen.
Ambitioniert, bodenständig und glaubwürdig zu sein, steht uns gut zu Gesicht.
6. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Rufe bezüglich einer Strukturreform der Gremien des SSV Jahn laut, auch auf der diesjährigen Mitgliederversammlung werden über verschiedene Änderungsanträge abgestimmt. Besteht in Ihren Augen die Notwendigkeit, bestimmte Strukturen oder Teile der Satzung zu ändern?
Für eine generelle Anpassung unserer modernen Vereinsstrukturen erkenne ich keinen Grund. Unser Wahlverfahren ähnelt in seiner Struktur den Bundestagswahlen, die Ausgliederung des Profisports in eine eigenständige Geschäftsform (GmbH&Ko.KG) ist üblich und weitverbreitete Praxis im Profisport.
Dadurch sind unsere Gremien professionell strukturiert und mit der nötigen Kompetenz ausgestattet.
Auch schützt uns die heutige Vereinsstruktur weitgehend vor ungewollter Unterwanderung durch Dritte. Als Beispiel nenne ich die Pflicht zur Mitgliedschaft für Amtsträger.
Punktuelle Anpassungen sind möglich und wurden auch jetzt eingebracht.
7. Auf der Mitgliederversammlung 2022 haben die Mitglieder dafür gestimmt, eine nachhaltige Entwicklung und die Förderung von sozialen, ökologischen und kulturellen Projekten in den satzungsgemäßen Vereinszweck zu integrieren. Kommt der SSV Jahn den daraus entstehenden Pflichten Ihrer Meinung nach derzeit ausreichend nach?
Ich erkenne eine sehr positive Aktivität, was vor allem die soziale und kulturelle Förderung anbelangt. Der Jahn, seine handelnden Personen und die Fans der Hans Jakob Tribüne engagieren sich in hohem Maße glaubhaft für diese Belange.
Ich denke da an die „Brücken für Regensburg“ oder unser Jahresmotto „Füreinander“ mit den 3 o.g. Projektbereichen.
Mit dem Fanprojekt „Neugestaltung der Hans Jakob Tribüne“ im Sommer 2024 wurde ein sichtbarer Wiedererkennungswert geschaffen – eine kulturelle Bereicherung im besten demokratischen Sinne!
Ein Nachhaltigkeitsmanager treibt im Rahmen seiner Zuständigkeit auch die ESG-Themen (environmental, social, governance) innerhalb des Jahn voran. Das NLZ wird ökologisch und sozial ein Riesenschritt in diese Richtung sein.
Unser Einfluss auf das Jahnstadion ist allerdings begrenzt durch die Eigentümerfrage.
In Umweltbelangen ist die Gebäudeinfrastruktur (Tribüne, Umkleideräume) des Sportparks am Kaulbachweg sicher noch optimierungsfähig.
Das „neue“ Profigebäude auf gleichem Terrain zeigt beispielhaft, wo wir uns mittelfristig ökologisch und technisch positionieren wollen.
Der Jahn hat sich in den letzten 10 Jahren - gerade was die gesellschaftliche Verwurzelung mit Stadt und Region anbelangt - sehr gut entwickelt.