Fragen an den Aufsichtsratskandidaten
Stefan Müller
Vorstellung von Stefan Müller als Aufsichtsratskandidat für die Wahl bei der Mitgliederversammlung des SSV Jahn Regensburg im Jahr 2024.
1. Damit die Jahnfans sich bereits vor der Mitgliederversammlung ein Bild der Kandidaten für den Posten des Aufsichtsrats machen können, bitten wir Sie, sich kurz vorzustellen.
Gerne will ich mich Euch kurz vorstellen und auf die Fragen eingehen, die mir über den Wahlleiter zugestellt wurden.
Zu meiner Person:
Stefan Müller, geb. 28.12.1963 in Bogen
Verheiratet, zwei Kinder, zwei Enkelkinder
Wohnhaft: Regensburg-Burgweinting
Beruf: Bankkaufmann bei der Consorsbank in Nürnberg
Hobbys: der Jahn!, Fitness, Kochen, Musik, früher aktiv Fußball (TSV Bogen, SV Sallern)
2. Wie lange sind Sie bereits Vereinsmitglied und was hat Sie dazu bewogen, Mitglied des Vereins zu werden bzw. was treibt Sie an, sich als Kandidat für die Wahl zum Aufsichtsrat zu kandidieren?
Mitglied seit 01.06.2020. Schon mit Ende meiner aktiven Fußball-„Karriere" 2008 war ich regelmäßig im Jahn-Stadion und auch auf diversen Auswärtsfahrten dabei. Die Mitgliedschaft war dann der nächste logische Schritt, denn emotional war ich schon länger mit Leib und Seele dabei und habe einige Hochs und Tiefs mitgemacht. Die Idee mich für den Aufsichtsrat zu bewerben, entstand durch verschiedene Gespräche mit einem ehemaligen AR-Mitglied und wurde durch gute Gespräche mit einem aktuellen Mitglied des Gremiums bestärkt.
3. Der Aufstieg in die zweite Liga hatte im Jahr 2017 einen langwierigen, aber am Ende erfolgreichen Kampf gegen den Einstieg eines Investors mit sich gebracht. Nun hält der SSV Jahn Regensburg e.V. 90,5 % der Anteile an der GmbH & Co. KGaA. Wie würden Sie zu einem Einstieg eines Investors und einem damit verbundenen Anteilsverkauf stehen?
Für mich ein absolutes no-go! Welches Chaos dadurch entstehen kann, sieht man beim TSV 1860 München. Ich bin sehr froh, wie Vorstand und Aufsichtsrat damals reagiert haben, als der Investor vor der Tür stand. Damals hat man schnell und umsichtig reagiert, wofür den Verantwortlichen großer Dank gebührt.
4. In dieser Saison erhalten regelmäßig Spieler der Jahnschmiede Chancen, sich im Profi-Kader zu beweisen, zudem steht dem Neubau des neuen Nachwuchsleistungszentrums nichts mehr im Weg. Ist diese zugegebenermaßen sehr kostspielige Investition in Ihren Augen angebracht, oder wäre beispielsweise die Erhöhung des Budgets für den Profi-Kader nicht sinnvoller?
Betrachtet man die unterschiedlichen Etats der 2. Liga-Teams ist der Jahn ein Underdog. Diese Lücke zu den Topvereinen wird der Jahn auf absehbare Zeit auch nicht schließen können, außer man würde sich komplett verschulden. Davon würde ich aber dringlichst abraten.
Somit bleibt uns letztendlich nur der Weg über die Nachwuchsarbeit. Dass der Verein in diesem Bereich gute Arbeit leistet, beweisen Spieler, die jetzt im Profikader des Jahn stehen (z.B. Poldi Wurm) oder bei anderen Vereinen national (Kastenmeier, Uzun) und -augenzwinkernd- sogar international (Yildiz) eine gute Rolle spielen.
Ziel muss es daher aus meiner Sicht sein, Talente in der Region zu sichten und zu fördern. Ich bin überzeugt, dass uns das neue Nachwuchs-Leistungszentrum einen erheblichen Schub in die richtige Richtung gibt. Irgendwann wird sich dieser Weg dann hoffentlich auch monetär für den Verein auszahlen.
5. Wie auch schon vor knapp zwei Jahren wurde der Verein nun den vergangenen Wochen von Medien und Fans teilweise sehr kritisch beäugt, da man in sportlich schwierigen Zeiten auf Kontinuität statt auf einen Wechsel in der sportlichen Führung gesetzt hat. Wie stehen Sie zu diesem Thema, wann wird ein personeller Wechsel unumgänglich?
Die Trennung von Mersad Selimbegovic hat mich sehr geschmerzt. Ich war und bin der Meinung, dass man mit ihm einen ähnlich sympathischen Weg hätte gehen können, wie ihn der SC Freiburg mit Christian Streich über viele Jahre gegangen ist. Ihm fehlte letztendlich die Rückendeckung des Sportdirektors. Auch die Kritik von manchen Fans, er hätte Spieler nicht weiterentwickelt, kann ich nicht nachvollziehen. Beste Beispiele hierfür sind, Jan-Niklas Beste und Erik Wekesser. Mersad hat Jan vom Linksverteidiger zum Stürmer umfunktioniert und bei Erik den umgekehrten Weg vollzogen. Ersterer wäre in dieser Rolle beinahe Nationalspieler geworden, wenn er sich nicht kurzfristig verletzt hätte.
Die aktuelle Lage ist nicht erfreulich. Joe Enochs hat aus meiner Sicht mit vollem Engagement daran arbeitet „den Bock umzustoßen". Ein Trainerwechsel macht meines Erachtens nur dann Sinn, wenn die sportliche Leitung keinen emotionalen Draht mehr zu den Spielern findet. Die kämpferische Leistung der Jahnelf war aber nach meiner Einschätzung in den meisten Spielen bravourös, nur hat sie sich leider nicht in Form von Toren belohnt. Ein Anzeichen für eine notwendigen Wechsel ist daher für mich, wenn die Mannschaft die Jahn-Tugenden Kampf und Leidenschaft nicht mehr an den Tag legt.
In Nürnberg (ich war live dabei) ist genau das passiert, nämlich dass sich die Mannschaft aufgeben hat und den Eindruck machte, auch körperlich nicht mithalten zu können. Die Trennung von Joe Enochs war somit folgerichtig. Von außen hatte ich das Gefühl, als war Joe zu sehr Gutmensch.
6. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Rufe bezüglich einer Strukturreform der Gremien des SSV Jahn laut, auch auf der diesjährigen Mitgliederversammlung werden über verschiedene Änderungsanträge abgestimmt. Besteht in Ihren Augen die Notwendigkeit, bestimmte Strukturen oder Teile der Satzung zu ändern?
Ein Verein ist kein statisches Konstrukt. Deshalb finde ich es grundsätzlich ehrenwert, dass sich Mitglieder mit solchen Themen beschäftigen und auch Veränderungen einfordern.
Für die aktuell eingebrachten Satzungsänderungen bin ich aber zu 100% der Meinung von Vorstand auf Aufsichtsrat.
Insgesamt erscheint mir der Aufbau des Vereins für Außenstehende schon sehr komplex und die Verschachtelung von eV, KG und den dazugehörigen Aufsichtsräten nicht für jedermann verständlich. Ich würde daher eine Verschlankung der Gremien gerne ergebnisoffen diskutieren. Grundsätzlich vertraue ich hier auf die altbewährten, erfahrenen Aufsichtsrats-Mitglieder (größtenteils gehe ich von deren Wiederwahl aus), sowie dem neuformierten Vorstand.
7. Auf der Mitgliederversammlung 2022 haben die Mitglieder dafür gestimmt, eine nachhaltige Entwicklung und die Förderung von sozialen, ökologischen und kulturellen Projekten in den satzungsgemäßen Vereinszweck zu integrieren. Kommt der SSV Jahn den daraus entstehenden Pflichten Ihrer Meinung nach derzeit ausreichend nach?
Hätte man mir diese Frage unvorbereitet gestellt, wäre mir spontan das Engagement „Bananenflanke" eingefallen. Des Weiteren hat der Verein immer wieder Schulklassen oder Flüchtlingsgruppen ins Stadion eingeladen.
Dass der Verein unter dem Leitmotiv „Füreinander" durchaus mehr Projekte auf den Gebieten „Kultur, Soziales und Ökologie" angestoßen hat, kann man auf der Homepage nachlesen.
Das Thema Nachhaltigkeit ist auch bei meinem Arbeitgeber ein fortwährender Prozess, der immer mehr in den Vordergrund rückt. Auch wir als Bank haben uns Werte aufgeschrieben, an denen wir unser Handeln und unser Angebot stetig orientieren. Ich persönlich habe z.B. meine jährliche Kilometerleistung mehr als halbiert.
Die unterschiedlichen Stoßrichtungen, denen sich der SSV verschrieben hat, sind meines Erachtens schlüssig und geeignet den Verein für die nächsten Generationen aufzustellen.
Wir sind also auch hier auf einem guten Weg, vielleicht sollten wir die Aktivitäten noch öffentlichkeitswirksamer vorstellen.