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Fragen an den Aufsichtsratskandidaten

Johannes Fuchs

Vorstellung von Johannes Fuchs als Aufsichtsratskandidat für die Wiederwahl bei der Mitgliederversammlung des SSV Jahn Regensburg im Jahr 2023.

1. Bitte stellen Sie sich kurz vor

Mein Name ist Johannes Fuchs. Ich bin seit meiner Jugend Jahnfan und habe meine erstes „offizielles“ Ehrenamt beim SSV Jahn 2005 mit dem Eintritt in die Redaktion der Jahn-Homepage übernommen, die zu diesem Zeitpunkt aus meinem heutigen Aufsichtsratskollegen Andreas Gietl und dem leider früh verstorbenen Wolfgang „Koko“ Roccor, der für mich in den Anfangsjahren eine Art Mentor rund um den SSV Jahn war, bestand. Im Laufe dieses Engagements erkannte ich zunehmend mehr, wie wichtig der Austausch untereinander für das Gelingen eines Fußballvereins ist, zumal sich zum SSV Jahn damals ein überschaubarer Personenkreis zugehörig fühlte und wuchs immer mehr in das Themenfeld der Fanbetreuung herein, wobei ich 2009 offiziell das Amt des Fanbeauftragten übernahm. Im Zuge des Aufstieges in die 2. Bundesliga 2012, der einen hauptamtlichen Fanbeauftragten zwingend vorsah, unterschrieb ich meinen ersten Arbeitsvertrag als Werksstudent auf der Geschäftsstelle. Nach dem Abschluss meines Lehramtsstudiums ein Jahr später arbeitete ich dann zwei Jahre Vollzeit als Mitarbeiter für Fan- & Mitgliederbetreuung sowie soziale Projekte. Auch in den Folgejahren unterstützte ich, wo ich konnte, in diversen Tätigkeiten wie z.B. der Projektgruppe „Jahn Turm“. Vor drei Jahren wurde ich schließlich in den Aufsichtsrat des SSV Jahn Regensburg e.V. gewählt. Um die Frage nicht unvollständig zu beantworten, gehe ich natürlich auch noch gerne auf die klassischen, im Zusammenhang mit meiner Kandidatur aber aus meiner Sicht nebensächlichen Fakten ein: Ich bin 37 Jahre alt, von Beruf Lehrer, verheiratet und glücklicher Vater zweier Kinder.

 

2. Seit wann besuchen Sie die Spiele des SSV Jahn Regensburg und wie regelmäßig ist dies der Fall?

Das erste Spiel, für das ich mich mit meinem Vater zusammen bewusst entschieden hatte, war das Heimspiel gegen den Karlsruher SC im September 2000, als sich der SSV Jahn mit 3:1 gegen den übermächtigen und bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer durchsetzte. Ab da war ich vom Jahnfieber erfasst und habe im weiteren Saisonverlauf kaum mehr ein Heimspiel verpasst. Zweieinhalb Jahre später war ich in Unterhaching zum ersten Mal auswärts mit dabei und ab der Saison 2004/2005 fuhr ich alle Heim- und Auswärtsspiele, die irgendwie gingen, wobei es mir leider nur in drei Saisons gelang, wirklich alle Spiele zu sehen. Seit der Geburt meiner Kinder leidet vor allem meine Auswärtsquote etwas, ich versuche aber nachwievor alles, was irgendwie geht, zu fahren.

 

3. Wie lange sind Sie bereits Vereinsmitglied und was hat Sie dazu bewogen Mitglied des Vereins zu werden?

Darüber rede ich eigentlich nicht so gerne… Ich bin tatsächlich erst zum 01.01.2009 in den Verein eingetreten, wofür ich mir von manchem meiner langjährigen Mitstreiter bis heute mit Recht den ein oder anderen dummen Spruch gefallen lassen muss. Die Notwendigkeit, sein Mitbestimmungsrecht wahrzunehmen, wenn man sich im Club engagiert war mir eigentlich auch schon Jahre vorher bewusst, jedoch haben mich dann tatsächlich erst die hitzigen Debatten rund um die Ausgliederung dazu bewogen, diesen Schritt endlich zu gehen. Man muss aber auch sagen, dass das Wahrnehmen der Mitgliedschaft heute ein ganz anderes ist als zum damaligen Zeitpunkt, wo diese tatsächlich nahezu ausschließlich aus dem Einzug des Beitrages und der Einladung zur Mitgliederversammlung bestand.

 

4. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage beim SSV Jahn?

Diese Frage ist natürlich unheimlich weit und wenn ich sie umfassend beantworten wollen würde, würde das den Rahmen vermutlich sprengen. Ich glaube, wichtig ist es, diese Frage differenziert zu betrachten. Natürlich sind die Profis im vergangenen Sommer abgestiegen und ist ein Abstieg das, was niemand erleben möchte. Wenn ich dann aber auf die nun bald 25 Jahre, die ich mit meinem geliebten SSV Jahn mitfiebere, zurückblicke, dann ist Rang 8 in der 3. Liga (Stand 25.09.) etwas, das ich zu fast jedem Zeitpunkt immer gerne unterschrieben hätte. Wenn man auf die gesamte Fußballlandschaft blickt und weiß, welche großen Vereine wir derzeit deutlich distanziert haben, dann stehen wir so schlecht nicht da. Das bedeutet aber nicht, dass man eine desaströse Abstiegssaison nicht aufarbeiten sollte. Der Grund, warum wir uns jahrelang weit über unseren Möglichkeiten in der 2. Bundesliga halten konnten, war neben dem hervorragenden Management vor allem die große Geschlossenheit, mit der wir als Club auf allen Ebenen agiert haben. Die Bereitschaft aller Mitarbeiter, Fans, Ehrenamtler, Partnerfirmen und –institutionen sowie natürlich der sportlich Verantwortlichen und Spieler, eigene Befindlichkeiten zugunsten des gemeinsamen Erfolgs zurückzustecken und die berühmten paar Prozent mehr zu geben, haben uns ausgemacht und es möglich gemacht, gegen größere, scheinbar übermächtige Gegner auf vielen Ebenen – nicht nur dem Fußballspiel – zu bestehen. Dieser Spirit ist uns nach und nach in einigen Bereichen abhandengekommen. Wenn dann zusätzlich Fehlentscheidungen – an denen ich auch an einigen Stellen mitbeteiligt war – getroffen werden, dann reicht es nicht mehr, um Unmögliches möglich zu machen. Wenn es uns aber gelingt, aus dieser Saison zu lernen und uns auf allen Ebenen wieder auf die angesprochenen Grundtugenden zu besinnen, dann sehe ich sowohl die aktuelle Lage, als auch die Zukunft sehr optimistisch. Nicht vergessen sollte man bei der Bewertung der Gesamtlage die erlangte wirtschaftliche Stabilität sowie die großen infrastrukturellen und organisatorischen Weiterentwicklungen der letzten Jahre. Um nur ein Beispiel zu nennen, kann ich es bis heute nicht fassen, wenn ich über den Kaulbachweg laufe, was hier in wenigen Jahren entstanden ist und um wie viele Ligen wir hier von unseren Bedingungen her aufsteigen konnten. Diese Aspekte sind die Basis für eine positive Zukunft, genauso wie eine gute Nachwuchsarbeit. Auch hier gab es in den letzten Jahren sichtbare Fortschritte.

 

5. Was qualifiziert Sie persönlich für die Arbeit im Aufsichtsrat und warum sollten die Mitglieder Ihnen ihre Stimme geben?

Zunächst einmal bringe ich als langjähriges Mitglied die wichtigste Grundvoraussetzung mit. Ich habe durch mein abgeschlossenes Studium der Volkswirtschaftslehre das nötige wirtschaftliche Grundwissen und glaube, dass ich neben der klassischen Herkunft von Aufsichtsräten aus Sport oder Wirtschaft, die auch in unseren Gremien zum Glück vertreten sind, weitere wichtige Perspektiven als Fan, Ehrenamtler und ehemaliger Mitarbeiter einbringen kann. Ich versuche trotz aller Prägung durch diese Perspektiven, ganzheitlich auf den Club zu blicken. Die Maxime all meiner Entscheidungen und Positionierungen ist nach bestem Wissen und Gewissen im Wohle des Clubs und seiner Werte zu handeln. Gerade durch meine langjährigen Erfahrungen als Brückenbauer im und um den Verein bin ich in der Lage gegensätzliche Ansichten zu verstehen und zwischen unterschiedlichen Positionen und Anspruchsgruppen vermittelnd zu agieren. Umgekehrt habe ich aber auch keine Hemmungen, Konflikte dort zu führen, wo es notwendig ist, dabei stets die Sachargumente in den Vordergrund zu rücken und persönliches hinten anzustellen. Ich reflektiere mein Verhalten und meine Standpunkte permanent und versuche dadurch Fehler zu minimieren.

 

6. Welche Ziele haben Sie, wenn sie in den Aufsichtsrat gewählt werden?

Besonders wichtig ist es mir, meine Rolle als ehrenamtlicher Aufsichtsrat richtig einzuordnen. Weder das Amt im Speziellen, noch das Ehrenamt im Allgemeinen gibt es her, den Club langfristig und strategisch auszurichten und damit einhergehend konkrete Zielsetzungen zu formulieren. Dafür muss es hauptamtliche Experten geben, denen wir als Gremien vertrauen müssen. Daher ist es in meinen Augen unsere wichtigste Aufgabe, dass auf den entscheidenden Positionen Personen sitzen, deren Fähigkeiten und Haltungen uns in die richtige Richtung bringen. Ich bin überzeugt, dass wir hier personell mit Philipp Hausner und Achim Beierlorzer und deren Mitarbeitern sehr gut aufgestellt sind. 

Ich kann natürlich hier dennoch darlegen, wie ich mir den „perfekten Jahn“ träumen würde und entsprechend blicke ich durch diese Visionen, wenn ich meine Kontroll- und Beratungsfunktion als Aufsichtsrat wahrnehme. Dieser „Traum-Jahn“ ist wirtschaftlich stabil, seriös und bodenständig geführt und ein wichtiger Teil aller Gesellschaftsschichten Regensburgs und der Umgebung. Dabei übernimmt er gesellschaftliche Verantwortung durch soziale Projekte, faire Eintrittspreise und einen Verzicht auf Überkommerzialisierung. Der Verein ist finanziell getragen von einem großen Partnernetzwerk von Firmen, die zum SSV Jahn passen und vor allem nicht im Widerspruch zu den oben genannten Werten stehen. Die Belange aller Anspruchsgruppen und Einzelpersonen spielen gleichermaßen eine wichtige Rolle, unabhängig von deren wirtschaftlichem oder sozialen Background. Die erste Mannschaft besteht zu einem bedeutenden Gerüst aus Spielern aus der Region, die in der Jahnschmiede ausgebildet wurden und ist in der Lage, durch hundertprozentigen Einsatz und vollem Herzblut für sportliche Erfolge zu sorgen. Das Jahnstadion ist ein Ort für alle Menschen, die sich für den SSV Jahn begeistern. Sie treiben die Mannschaft mit voller Inbrunst, buntem Tifo und lauter Kehle zu ihren Erfolgen und holen an jedem Spieltag noch weitere Prozentpunkte heraus. Alle Mitarbeiter sind topqualifiziert, motiviert und leben für den SSV Jahn. Dafür werden sie angemessen entlohnt. Alle, wirklich alle beteiligten Akteure verstehen sich als ein Puzzleteil für das Gesamtkunstwerk SSV Jahn Regensburg und achten die Bedeutung aller anderen Puzzleteile. Die ehrenamtlichen Gremien und den Aufsichtsrat sehe ich ein Stück weit wie einen Schiedsrichter. Wenn sich niemand für unsere Arbeit interessiert und diese komplett im Hintergrund abläuft, dann laufen die Dinge in die richtige Richtung. Die Gegebenheiten dafür zu schaffen, sollte der Antrieb unserer Arbeit sein. Viele der von mir beschriebenen Punkte sind bereits sehr weit gediehen, in anderen gibt es Nachholbedarf, manche haben derzeit noch eher utopischen, visionären Charakter. Im strukturellen Bereich hat sich deutlich gezeigt, dass wir Veränderungen brauchen. Ohne diesem Prozess zu sehr vorweg greifen zu wollen, kann ich sagen, dass ich für eine klare Trennlinie zwischen dem Hauptamt, dass die Geschäfte abwickelt, und einem demokratisch legitimierten Ehrenamt, dass kontrollierend und beratend agiert, plädiere.

 

7. Wie sollte das Zusammenspiel zwischen den Mitarbeitern des Vereins, Mitglieder und Fans aussehen?

Wie bereits bei der letzten Frage beschrieben ist es absolut wichtig, dass sich alle Akteure wertschätzend auf Augenhöhe begegnen. Kein Spieler oder Mitarbeiter kann auch nur einen Cent verdienen, wenn es keine Menschen gibt, die sich für das Spiel und den Club interessieren und begeistern. Kein TV-Sender würde dafür bezahlen, kein Sponsor einen Mehrwert generieren können. Umgekehrt ist der Betrieb dessen, was uns allen so große Freude bereitet, nur dann möglich, wenn es eine funktionierende, wirtschaftlich und organisatorisch kompetente Geschäftsstelle gibt. Dieses Bewusstsein sollte von allen Seiten grundsätzlich vorhanden sein. Tragfähige, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Kommunikationswege müssen das Bewusstsein für die jeweiligen Rollen fördern, unterschiedliche Interessen in einer konstruktiven Streitkultur erörtern und zu gangbaren Kompromissen führen. Für diesen Weg habe ich mich in den vergangenen Jahren immer engagiert und werde das auch weiterhin tun.

 

8. Was bedeutet für Sie die soziale Verantwortung des Vereins und erfüllt der SSV Jahn Regensburg seine Verpflichtungen Ihrer Meinung nach ausreichend?

Das Fußballstadion ist einer der ganz wenigen Orte, in dem sich die gesamte Gesellschaft trifft. Im Stadion spielt es keine Rolle, wer man ist, woher man kommt, was man arbeitet oder was man besitzt. Jeder ist da, weil er die Jahnelf siegen sehen will. Das gilt es immer zu bewahren und zu bedenken, dass es manchmal sinnvoller sein kann, einen Euro weniger zu verdienen und dafür weiterhin alle Menschen mitzunehmen. Darüber hinaus sollte der Jahn seine Strahlkraft und seine Öffentlichkeit nutzen, denjenigen zu helfen, die aus welchen Gründen auch immer einen schwereren Stand im Leben haben. Ich durfte als zuständiger Mitarbeiter für diesen Bereich viele emotionale und prägende Momente erleben. Ich glaube, hier wird beim SSV Jahn gut gearbeitet. Zufriedenheit mit dem Status quo sollte sich aber niemals einstellen – egal bei welchem Thema.

 

9. Wie stehen Sie zu einem möglichen Verkauf von aktuell im Verein befindlichen Anteilen an der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA?

Das kann ich kurz machen. Ich lehne jeglichen Verkauf ab. Ich war 2018 einer der Antragssteller der Satzungsänderungen, die solche Verkäufe deutlich erschweren. Der SSV Jahn ist ein Gut der gesamten Gesellschaft und darf daher nicht und auch nicht zum Teil in die Hände anderer fallen. Kaum ein Thema hat im Fußball in den letzten Jahrzehnten so viel an Basis und Integrität zerstört wie Investoreneinstiege. Das darf beim SSV Jahn nie wieder passieren.

 

10. Wie beurteilen Sie die 50+1 Regel im deutschen Fußball, insbesondere in Bezug auf den SSV Jahn Regensburg e.V. und seiner aktuellen Beteiligung (ca. 90%) an der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA?

Wie bereits in Frage 9 beschrieben, lehne ich den Einstieg von Investoren ab, daher sehe ich die  50+1-Regel natürlich grundsätzlich positiv. Der deutsche Fußball hat sich hier etwas bewahrt, das in anderen Ländern längst verloren ist: seine Eigenständigkeit und Identität. Es widert mich an, wenn ich Berichte z.B. aus England lese wo Vereine in den Händen von Einzelpersonen, Großkonzernen oder menschenverachtenden Regimes sind, die diese als Spielball und Kapitalanlage betrachten und strategische Entscheidungen aus den entsprechenden Eigeninteressen motiviert vorantreiben.